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Flora...die ganze Wahrheit!
Also, ihr habt ja den Bericht von Lingon gelesen, Mia und Andrea sind sogar darauf eingegangen, danke dafür ,da hättet ihr sie mal sehen sollen, die kleine Schwarte, geplatzt ist sie schier vor Stolz. "Alle lesen meine Geschichte!" Nun, da muß ich doch mal allerhand richtigstellen, schließlich lebe ich hier an der Quelle und habe den besten Überblick.
Zuerst einmal ist Lingon, das ist wie bei den Menschen , weil sie die kleinste ist, der totale Verzug von der Mama. Sie darf alles, alles wird ihr nachgesehen, immer kommt sie als erste dran, sie bekommt IMMER die besten und größten Happen....usw. und so fort.
Zum Beispiel, da hatte sie doch den Schlaganfall und danach hatte sie vergessen, daß man eigentlich draußen pinkelt. Passiert ihr jetzt immer noch. Und was ist, Mama sagt nichts, putzt weg und freut sich, daß sie es nicht auf dem Teppich macht. Das sollten wir anderen mal wagen! Als Bonito kam, hat er erstmal alles (!) markiert, aber da war Mama ganz streng mit ihm, bei Lingon sagt sie nur, ach, Du süße kleine Pinkelette und das wars.
Oder das mit den Tabletten.Wir kriegen unsere Tabletten immer in ein Stückchen Butter geklemmt und fertig. Aber Lingon? Sie bekommt sie auf einem Teller serviert, früher auch in Butter, aber dann war Butter plötzlich ganz igitt, dann wars Leberpastete, das war sowas von lecker, aber auch nicht lange und nun sind es gebratene Strömminge (Ostseehering, Sardinengröße), da ist sie ganz begeistert. Aber wir? Nix mit Strömminge. Nur Butter.
Was wir auch ganz ungerecht finden ist, daß sie nicht allein bleiben kann. Wir anderen zählen natürlich nicht, sie kann nicht ohne die Mama sein. Und hat gleich Bonito, sicher schon bei seiner Ankunft in Köln, klargemacht, daß auch er gleich Klartext in dieser Sache reden müsse und so dürfen die beiden immer(!!) mit, wenn Mama wegfährt, während wir 4 anderen zu Hause warten müssen. Hat die Mama noch nichts von " lieber schlecht mitgefahren als gut zu Hause gewartet " gehört? Und wenn es draußen schön warm ist, wollen sie ins Auto und schlafen dort, eng aneinander gekuschelt, am liebsten den ganzen Tag. Und wir?
Jetzt kommt das Schärfste: Seit Mitte Dezember füttert Mama die Rehe bei Göte Svenssons Haus. Er ist schon über 80 und kann kaum gehen und seinem Küchenfenster gegenüber, da ist die Futterstelle. Da hat er Fernsehen auf 40m Abstand. Wir gehen also jeden (!!) Morgen dorthin. Jeden. Könnt ihr euch vorstellen, wie langweilig das ist? Die einzige Abwechslung ist das Wetter oder ab und zu ein Spaziergänger, so zweimal im Monat.
Wir werden vorher an den Zaun gebunden, bloß nicht in Sichtweite der Rehe, dabei tun wir ihnen ja nichts, wollen doch nur gucken und ein wenig schnuppern.Ehrlich! Und wer darf mit? Ist ja klar,wer!! Sie habe keinen Jagdtrieb, aber denkste.
Einmal waren wir an Leif Lundquists Haus vorbeigegangen, der hat echt freilaufende Hühner und da hättet ihr mal die Preiselbeere wetzen sehen können.Sie war so schnell, Mama konnte sie gar nicht fassen, zum Glück war niemand zu Hause und hat das gesehen.
Wenn es Goodies gibt, bekommt Lingon natürlich als erste, weil sie dabei immer so aufgeregt rumtrippelt, das macht uns alle ganz nervös und sie schnappt sich den Happen dann wie ein Piranja oder wie man das schreibt.
Ihr seht, hier ist kein Zuckerschlecken und es ist nicht alles Gold was glänzt! Und überhaupt, wir sind zu sechst, das ist doch schon sehr an der Grenze zu Animal Hoarding, oder? Sollte man da nicht den Tierschutz benachrichtigen oder besser gleich die Psychiatrie?
Jetzt wißt ihr, wie es hier in echt zugeht und auf Mitleidskundgebungen freue ich mich schon, ein bißchen Balsam für die Seele braucht schließlich jeder. Jetzt schon danke, danke , danke!
Eure Flora aus dem immer noch verschneiten und eiskalten Schweden!
(2013)
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