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Eine wahrhafte Therapie...
Seit 2 Jahren ist Stella nun bei mir.
Wir liegen zusammen im warmen Sand, wir, das sind meine Mischlingshündin Stella und ich. Sie hat gerade ihr obligates Sandbad genommen und ich bin noch ganz voller glitzernder Wassertröpfchen vom Baden im azurblauen, immer noch angenehm warmen Meer. Es ist noch früh am Morgen, verlassen sind die blauweiss gestreiften Liegestühle, leer der Sand und so geniessen wir das Rauschen der Wellen, die am Ufer anschlagen und die wärmenden Sonnenstrahlen.Während ich Stella so betrachte, erinnere ich mich daran, wie
ängstlich sie zu Beginn war, wie scheu und schreckhaft. Nun, nach bald
zwei Jahren bei mir, liegt sie völlig entspannt mit geschlossenen Augen
zu meinen Füssen und scheint tief zu schlafen. Natürlich weiss ich
genau, dass sie beim geringsten Geräusch, das sie nicht kennt, auffährt
und sich umschaut.
Wenn ich arbeiten gehe, darf sie meistens mitkommen, ausser wenn es zu heiss oder zu kalt ist. Stella wartet stundenlang in meinem Auto auf mich, zusammengerollt auf meinem Sitz, der noch warm meine Körperwärme abgibt, wohl wissend, dass ich irgendwann wiederkomme. Viel lieber wartet sie im Auto als zuhause in unserem Haus. Ob das wohl daher rührt, dass wir sie in Stuttgart abholten und dann sogleich zum Auto gingen und heim fuhren. Als wäre es gestern gewesen, sehe ich ihre ängstlichen Augen vor mir und wie glücklich sie sich dann im Auto zu meinen Füssen niederliess, um während der ganzen Fahrt in die Schweiz keine Bewegung zu machen.
Wenn ich an meinem Arbeitsplatz auf die Klingel drücke, wiederholt sich jedes Mal dasselbe Ritual. Ewigkeiten dauert es, bis ich im Innern des Hauses trippelnde Schritte höre und mir die sehr schlanke Gestalt von Frau Müller öffnet und mich alsbald an sich drückt. „Das kann nur unser Engel sein, der uns zu Hilfe kommt“, sagt sie jedes Mal und ruft ihrem Mann zu, dass ich es sei. Sie muss es öfter wiederholen, weil er sehr schlecht hört und auf beiden Ohren ein Hörgerät tragen muss. „Hast du den Hund dabei“, ruft dann seine Stimme aus der Gartenhalle, wo sich die beiden den ganzen Sommer und Herbst über aufhalten. Ich erkläre immer von neuem, dass Stella im Auto warte, weil ich sonst nicht arbeiten könne, denn sie folgt mir auf Schritt und Tritt.
Wenn es das Wetter erlaubt, begleite ich Sigi Müller auf einen Spaziergang. Am allerliebsten fährt er zuerst im Auto zum Parklatz vor dem Flugplatz Birrfeld. Da kann natürlich Stella mitgehen. Sie kuschelt sich im Auto an Herrn Müller, geniesst seine streichelnde Hand auf ihrem Köpfchen und schaut ihn treuherzig an. So ein liebes Hundeli sei sie, und dazu so schön. Wenn dann Herr Müller auf der Terrasse sein Glas Weisswein trinkt, liegt Stella ganz still unter dem Tisch oder sitzt bei seinem Stuhl, legt das Köpfchen auf sein Knie und gibt Pfötchen. Diese Nähe zu meinem Hund geniesst Herr Müller sehr und sitzt ganz zufrieden da, beobachtet die Menschen rundum und die startenden und landenden Kleinflugzeuge. Es ist für mich wunderschön anzusehen, wie Stella spürt, was Menschen brauchen. Geduldig sitzt sie daneben und lässt sich über ihr weiches Fell streicheln und wird nie müde, immer wieder Pfötchen zu geben oder sie legt sich einfach auf den Boden in der Nähe.Wenn wir zurück sind von unserem Ausflug, wartet Stella und weiss genau, dass sie am Schluss noch für einen Moment hinauf in die Wohnung darf. Dort wartet Frau Müller auf sie und möchte auch Pfötchen haben und den treuen Hundeblick sehen. Beiden tut Stella so gut. Falls einmal schlecht Laune oder angespannte Stimmung herrscht, kann SAtella schnell alles wieder gerade biegen. Tun muss sie gar nicht, schon ihre Anwesenheit genügt und das Gespräch nimmt wieder eine positive Wendung. Mein Hund ist ein Therapiehund geworden. Er schenkt Nähe, Zärtlichkeit und entlockt selbst ganz stillen Menschen Wörter, Sätze oder Töne.
Wenn wir beide zusammen losziehen dem Wald entgegen, weiss Stella genau, wie ich mich fühle. Es kann vorkommen, dass ich weine. Sogleich spürt Stella meine Traurigkeit und schmiegt sich an meine Beine, um nicht von meiner Seite zu weichen und mich immerfort musternd mit ihren wunderschönen, treuherzigen Augen. Ich knie mich nieder, umfasse sie mit meinen Armen und fühle ihre Wärme. Getröstet trockne ich alsbald meine Tränen und atme die gesunde Waldluft ein, was auch dazu beiträgt, dass ich mich erhole und befreiter fühle.
Oft trällere ich Lieder vor mich hin oder pfeife eine Melodie. Stella hüpft glücklich neben mir her, schnuppert überall in den Blättern, rupft Grashalme ab oder markiert den Weg. Zusammen sind wir stark und sehr verbunden miteinander. Stella ist eine wunderbare Begleiterin und nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben.
Auch meine beiden achzig Jahre alten Nachbarinnen wollen Stella immer wieder für einen Nachmittag um sich haben. „Bringst du uns die Kleine endlich wieder ?“ betteln sie und so lasse ich sie oft ein paar Stunden in der Alterswohnung der Frauen. Mit Rollator und Auszugleine geht es dann auf Wanderschaft. Stella würde nie ziehen. Lustig trippelt sie vor dem Rollator her und bekommt natürlich auch Leckerli, welche sie ganz zart mit ihren weichen Lippen aus den runzligen Händen entgegen nimmt.Stella, die unheimlich liebe Hündin, die so vielen Menschen Freude bereitet. Stella mein Liebling, die so gerne neben meinem Bett schläft.Stella die nur einen Hund mag, den Boardercollie Django.Stella, die weich und kuschelig anzufassen ist.Stella, ich hab dich unheimlich lieb!
(2013)
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