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Diane jetzt Stella
Erwartungsvoll fuhr ich mein Auto auf den Parkplatz im Wald bei den grossen Felsblöcken, die ich so gern sehe. Hinten im Auto auf der blaukarierten Decke sass Stella. Ich spürte so ein Glücksgefühl in meinem Innern, waren doch mehr als vier Monate vergangen, seit ich hier gewesen war.
Ja, Sina, damals warst du noch am Leben. Wie oft waren wir diesen Waldweg gegangen, Wie oft haben wir beide dem Hämmerrn des Buntspechtes gelauscht? Wie oft waren wir so vertraut zusammen auf dem steinigen Waldweg unterwegs gewesen?
Und jetzt? Stella, jetzt bist du bei mir! Wie wunderwunderschön! Wir zogen los zu zweit und es war, als wären wir schon immer so beisammen gewesen? Meine Gedanken schweiften ab und ich sah mich auf einmal wieder traurig da sitzen, zurückversetzt in den Sommer. Sina fehlte mir an allen Ecken und Enden, ich meinte sie immer noch zu meinen Füssen auf dem weissen Berberteppich zu sehen, wie sie mich glücklich ansah, wie sie jede meiner Bewegungen wahrnahm, auch wenn ich sie schlafend glaubte.
Ja, ein Leben ohne Hundi war kein richtiges Leben für mich. Schon in der Frühe fehlte sie mir so sehr. Wir waren jeden Morgen zusammen die Treppe hinuntergegangen zum Frühstück. Wir hatten zusammen die Büsi gefüttert, Sina voller Freude darauf wartend, dass sie bestimmt ein Löffelchen Katzenfutter abbekommen würde. Dann der Morgenspaziergang! Bei Sonne und Regen, bei Schnee, Wind und Nebel, in der Dunkelheit oder bei Morgenrot zogen wir los.
Und nun? Lustlos bereitete ich jeweils das Frühstück vor, auch wenn ich soviel Schönes erleben durfte jeden Tag, ich vermisste Sina auf Schritt und Tritt. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich mit ihr sprach, wie ich es immer getan hatte. So sass ich auch jetzt vor meinem Laptop und weinte. Ich tippte auf die Internetadresse petfinder.ch, wo ich schon gestern unzählige Hunde angeschaut hatte.
Ich wollte ja nicht irgendeinen Hund haben. Ich weiss, Sina gab es nur einmal, sie war einmalig. Und doch, ich stellte mir eben mein Hundi vor. Klar war, dass ich ein Weibchen zu mir holen würde, nicht allzu gross und auch nicht allzu klein. Meine Hände würde ich wieder in einem weichen Fell vergraben wollen und ein lieber Charakter wäre auch wünschenswert. Lieb mit Menschen und Tieren, ja, so müsste sie sein, anschmiegsam und treu. So ein Hundi würde es vielleicht gar keines mehr geben, so rätselte ich vor mich hin.
Meine Augen blieben auf einmal an einem Hundekopf hängen, Diane war es. Ich glaubte zu träumen, denn da stimmte ja wirklich alles, gab es denn so etwas? Die Beschreibung der Hündin Diane war so, als wäre es Sina. Unmöglich, dachte ich, unmöglich! Da las ich, dass die Hündin in Portugal in einem Tierheim lebe. Unweigerlich war meine Freude getrübt. Doch ich wagte es, an die Adresse eine Mail zu schicken, um genaueres zu erfahren. Schon am nächsten Tag konnte ich die Antwort lesen, dass alles so sei, wie es im Internet zu lesen sei und dass ich gerne nach Deutschland anrufen könne für weitere Auskünfte. Ich überlegte und überlegte. Schon verrückt! Per Mausklick hatte ich meinen Traumhund gefunden. Ein paar Tage liess ich verstreichen, nicht ohne mehrmals täglich die Fotos der Hündin anzuschauen. Ich verliebte mich tatsächlich immer mehr in sie. Ich schrieb an Frau Konau, dass ich Dianchen zu uns in die Schweiz holen möchte.
Nun galt es, einige Schwellen zu überstehen, denn Diane musste zuerst noch auf Mittelmeerkrankheiten getestet werden, ich musste einen Vertrag unterschreiben, das Geld überwiesen und es sollte Frau Wieland kommen und unser Heim und mich inspizieren, ob auch alles geeignet sei, um einen Hund bei uns aufzunehmen.
Aber alles kam ins Lot und ich konnte nach Südfrankreich fahren und meine Ferien geniessen, denn vor Oktober würde Diane nicht ankommen.
In Cavalaire verging kein Tag, ohne dass ich auf die Homepage von CASA ANIMALES klickte, um alles über unsern zukünftigen Hund wieder und wieder zu lesen und meine Augen auf ihren Fotos verweilen zu lassen.
Ich stellte sie bereits allen lieben Freunden vor und weil sie wie ein Stern vom Himmel in mein Leben gefunkelt war, beschloss ich, sie nun Stella zu nennen.
So war ich also nun mit Stella unterwegs, um ihr meinen Wald zu zeigen. Sie folgte mir auf Schritt und Tritt, schnupperte am Wegrand, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich kniff die Augen zusammen, wie um sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Doch Stella war da und blieb da. Sie gehörte jetzt zu mir, war Teil meines Lebens geworden und das wie über Nacht.
In Stuttgart hatten Andreas und ich sie am fünften Oktober abgeholt, und schon im Auto lag sie zu meinen Füssen, als wäre es nie anders gewesen.
Natürlich musste sie das Haus kennen lernen, all die Spaziergänge, all die Leute und ihre Hunde. Aber von Anfang an war sie so anschmiegsam und kuschelig zu mir gewesen.
Liebe Grüsse von Katharina & Stella
(2011)
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